Ijob 7

Die Not des Lebens: 7,1-10

1 Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde? /
 
Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners? 1

2 Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt, /
 
wie ein Tagelöhner, der auf den Lohn wartet.

3 So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe /
 
und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.

4 Lege ich mich nieder, sage ich: /
 
Wann darf ich aufstehn? /
 
Wird es Abend, bin ich gesättigt mit Unrast, bis es dämmert. 2

5 Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf, /
 
meine Haut schrumpft und eitert. 3

6 Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, /
 
der Faden geht aus, sie schwinden dahin. 45

7 Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist. /
 
Nie mehr schaut mein Auge Glück. 6

8 Kein Auge gewahrt mich, das nach mir sieht, /
 
suchen mich deine Augen, dann bin ich nicht mehr da.

9 Die Wolke schwindet, vergeht, /
 
so steigt nie mehr auf, wer zur Unterwelt fuhr. 7

10 Nie kehrt er zurück in sein Haus, /
 
nie mehr erblickt ihn sein Ort.

Die unbegreifliche Heimsuchung: 7,11-21

11 So wehre ich nicht meinem Mund, /
 
mit bedrängtem Geist will ich reden, /
 
mit betrübter Seele will ich klagen.

12 Bin ich das Meer, der Meeresdrache, /
 
dass du gegen mich eine Wache stellst? 8

13 Sagte ich: Mein Lager soll mich trösten, /
 
mein Bett trage das Leid mit mir!,

14 so quältest du mich mit Träumen /
 
und mit Gesichten jagtest du mich in Angst.

15 Erwürgt zu werden, zöge ich vor, /
 
den Tod diesem Totengerippe. 9

16 Ich mag nicht mehr. Ich will nicht ewig leben. /
 
Lass ab von mir; denn nur ein Hauch sind meine Tage. 10

17 Was ist der Mensch, dass du groß ihn achtest /
 
und deinen Sinn auf ihn richtest, 11

18 dass du ihn musterst jeden Morgen /
 
und jeden Augenblick ihn prüfst? 12

19 Wie lange schon schaust du nicht weg von mir, /
 
lässt mich nicht los, sodass ich den Speichel schlucke? 13

20 Hab ich gefehlt? /
 
Was tat ich dir, du Menschenwächter? /
 
Warum stellst du mich vor dich als Zielscheibe hin? /
 
Bin ich dir denn zur Last geworden? 14

21 Warum nimmst du mein Vergehen nicht weg, /
 
lässt du meine Schuld nicht nach? /
 
Dann könnte ich im Staub mich betten; /
 
suchtest du mich, wäre ich nicht mehr da.

1 ℘ 14,14
2 ℘ Koh 2,23; Sir 40,5
3 Text korr.; H: meine Hand schrumpft und wird verworfen.
4 ℘ Ps 39,6; Jes 38,12
5 Text korr.; H: sie gehen zu Ende ohne Hoffnung.
6 ℘ Ps 78,39
7 ℘ Weish 2,4
8 Anklang an einen alten Mythos (vgl. 3,8).
9 ℘ Tob 3,6
10 ℘ Ps 144,4
11 ℘ Ps 144,3
12 ℘ Ps 17,3; 139
13 ℘ Ps 39,14
14 dir zur Last: H: mir zu Last.