Ijob 36

Die vierte Rede Elihus: 36,1 - 37,24

Über die Vergeltung Gottes: 36,1-14

1 Dann fuhr Elihu fort und sprach:

2 Wart ein wenig, ich will es dir künden, /
 
ich hab für Gott noch mehr zu sagen.

3 Ich rufe mein Wissen weit hinaus, /
 
meinem Schöpfer verschaff ich Recht.

4 Denn wahrhaftig, meine Worte sind kein Trug, /
 
ein Mann vollkommenen Wissens steht vor dir.

5 Denn Gott ist gewaltig, doch verwirft er nicht, /
 
gewaltig an Kraft und an Weisheit.

6 Den Frevler lässt er nicht am Leben, /
 
doch den Gebeugten schafft er Recht.

7 Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten; /
 
Könige auf dem Thron: /
 
für immer setzt er sie ein, sie werden groß. 1

8 Doch sind in Fesseln sie geschlagen, /
 
gefangen in des Elends Stricken, 2

9 so hält er ihnen ihr Tun vor /
 
und ihr Vergehen, weil sie stolz geworden.

10 Er öffnet ihr Ohr zur Warnung, /
 
fordert sie auf, vom Bösen zu lassen.

11 Wenn sie gehorchen und ihm dienen, /
 
vollenden sie im Glück ihre Tage, /
 
in Wonnen ihre Jahre.

12 Hören sie nicht, so fahren sie zum Todesschacht hinab, /
 
verscheiden im Unverstand.

13 Ruchlos Gesinnte hegen Groll, /
 
schreien nicht um Hilfe, wenn er sie fesselt.

14 Jung schon muss ihre Seele sterben, /
 
wie das Leben der Lustknaben ist ihr Leben. 3

Über das Leid: 36,15-21

15 Den Geplagten rettet Gott durch seine Plage /
 
und öffnet durch Bedrängnis sein Ohr.

16 Auch dich entreißt er dem Rachen der Bedrängnis, /
 
in Weite stehst du, nicht in Enge, /
 
voll ist deine Tafel von fetten Speisen.

17 Doch wenn du wie ein Frevler richtest, /
 
wird Recht und Gericht dich treffen.

18 Zornglut verleite dich nicht beim Schicksalsschlag /
 
und reiches Lösegeld verführe dich nicht.

19 Wird dein Schreien aus der Not dich führen /
 
und alle Anstrengungen voll Kraft? 4

20 Sehne nicht die Nacht herbei, /
 
die Völker von ihrer Stätte vertreibt.

21 Hüte dich und wende dich nicht zum Bösen! /
 
Denn darum wirst du durch Leid geprüft.

Über Gottes Größe: 36,22-33

22 Sieh, groß ist Gott in seiner Macht. /
 
Wer ist ein Lehrer wie er? 5

23 Wer will ihm weisen seinen Weg? /
 
Wer kann ihm sagen: Du tust Unrecht? 6

24 Denk daran, hoch sein Werk zu preisen, /
 
von dem die Menschen Lieder singen.

25 Alle Welt schaut es voll Staunen, /
 
von ferne nur erblickt es der Mensch.

26 Sieh, Gott ist groß, nicht zu begreifen, /
 
unerforschlich ist die Zahl seiner Jahre. 7

27 Denn er zieht die Wassertropfen herauf, /
 
als Regen ergießen sie sich aus der Flut. 8

28 Durch ihn rieseln die Wolken, /
 
träufeln nieder auf die vielen Menschen.

29 Wer gar versteht der Wolke Schweben, /
 
den Donnerhall aus seinem Zelt? 910

30 Sieh, darüber breitet er sein Licht /
 
und deckt des Meeres Wurzeln zu.

31 Denn damit richtet er die Völker, /
 
gibt Speise in reicher Fülle. 11

32 Mit leuchtenden Blitzen füllt er beide Hände, /
 
bietet sie auf gegen den, der angreift.

33 Ihn kündigt an sein Donnerhall, /
 
wenn er im Zorn gegen den Frevel eifert. 12

1 ℘ Dan 4,14
2 ℘ 2 Chr 33,11-13; Ps 107,10
3 Anspielung an die sakrale Prostitution im kanaanäischen Kult.
4 19f: Sinn unklar.
5 ℘ Ps 95,3; Dan 2,47
6 ℘ Jes 40,13; Röm 11,33f
7 ℘ Ps 145,3
8 ℘ 28,25f
9 ℘ Ps 18,10-15
10 Wer: Text korr. - Schweben: Text korr.
11 ℘ Ps 104,13f
12 Text korr.